Positionspapier Griechisch
Mehrsprachigkeit als Bildungsziel an der Grundschule
Beispiel Griechisch
Bildungsressource Mehrsprachigkeit
Mehrsprachigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Sie ist eine Schlüsselqualifikation für viele Berufe, eröffnet persönliche Perspektiven und schafft Zugang zu anderen Kulturen.
Auch ist sie wichtig für Frieden und Toleranz. Mehrsprachige Menschen lernen leichter weitere Sprachen.
Frühe Mehrsprachigkeit hat positive Effekte auf die kognitive Entwicklung. Ein mehrsprachiges Kind ist kreativer, lernt flexibel zu denken, sucht alternative Lösungen und ist sprachlich weniger gebunden.
Im Sinne der EU-Sprachenpolitik sollte es zur Normalität werden, dass jedes Kind drei Sprachen - seine Erstsprache und zwei Fremdsprachen - auf einem hohen Niveau erlernt, von klein an.
Besonders die Grundschulen in den größeren Städten sind von dieser Situation betroffen und müssen sich der damit verbundenen Herausforderung stellen.
Die im Kindesalter erworbene Mehrsprachigkeit ist lange Zeit unterschätzt und eher als Defizit beim Deutsch-Erwerb wahrgenommen worden.
Ein anderer Ansatz wäre, die Mehrsprachigkeit als Bildungsressource im Rahmen eines pädagogischen Konzepts weiter zu entwickeln.
Griechisch an der Holzhausenschule seit 1977
Seit 1977 ist die griechische Sprache als Bildungsangebot - in wechselnden Organisationsformen - an der Holzhausenschule vertreten. Dies beruht auf dem Bedürfnis griechisch-sprachiger Eltern, ihre Kinder an einer staatlichen Frankfurter Regelgrundschule beschulen zu lassen und sie gleichzeitig in der Zweitsprache weiter zu fördern.
Ziel der Zweisprachigkeit
Ziel ist dabei,
-
den Kindern eine solide Bildung auf der Grundlage des geltenden hessischen Kerncurriculums zu vermitteln,
-
ihnen gleichzeitig qualitativ hochwertigen griechisch-sprachigen Unterricht anzubieten
-
und die Erlernung der deutschen und griechischen Sprache auf einem hohen Niveau zu gewährleisten.
Griechische Lehrkräfte
Es muss anerkannt werden, dass das griechische Erziehungsministerium seit nunmehr über 35 Jahren zur Durchführung des Programms Lehrkräfte in wechselnder Besetzung für den Einsatz an der Holzhausenschule bezahlt. Diese Lehrkräfte sind der Fachaufsicht des griechischen Erziehungsministeriums unterstellt.
Ihr Status als „Gastlehrer“ an der Holzhausenschule ist in gewisser Weise ungeklärt (Rechte und Pflichten im Rahmen der Dienstordnung, Dienst-aufsichts-Verhältnis zur Schulleitung, Fixierung der Gruppengrößen, Definition eines kohärenten Curriculums).
Stabile Nachfrage
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Nachfrage nach dem an der Holzhausenschule praktizierten Zweisprachigkeitsmodell Griechisch auf jeweils 20 bis 25 Schüler pro Jahrgang eingependelt.
Mit dem Staatlichen Schulamt Frankfurt besteht eine informelle Übereinkunft, in der Regel nicht mehr als 25 „Gestattungsanträge“ wegen Griechisch pro Jahrgang zu genehmigen, da die Raumkapazität der Schule begrenzt ist.
Verstärkung der Bildungsarbeit durch den Verein „Dialogos“
Zur Unterstützung des Griechisch-Programms wurde von Eltern der Schule der Förderverein „Dialogos“ gegründet.
Der Verein hat ein bilinguales Betreuungssystem an der Schule aufgebaut mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Sport- und Freizeitaktivitäten. Das Personal in dieser Betreuungseinrichtung ist zweisprachig. Durch kulturelle Veranstaltungen (Lesungen, Diskussionsrunden und festliche Vorführungen) bereichert der Verein das Schulleben. Außerdem ist der Verein kommunikatives Bindeglied zwischen dem griechischen Erziehungsministerium, dem pädagogischen Koordinator an der griechischen Botschaft in Berlin und der Holzhausenschule. „Dialogos“ ist Ansprechpartner des Hessischen Kultusministeriums und des Staatlichen Schulamts bei den konzeptionellen Fragen zur Gestaltung des Griechisch-Programms.
Stundenbedarf
Die Holzhausenschule rechnet mit 8 bis 10 Wochenstunden Griechisch-Unterricht pro Lerngruppe und geht bei 80 bis 90 Schülern, die an dem Programm teilnehmen, von fünf Lerngruppen aus. Dadurch ergibt sich rechnerisch ein Personalbedarf von ca. 50 Wochenstunden.
Bedarf einer zwischenstaatlichen Vereinbarung
Wegen des konstant anhaltenden Nachfragedrucks nach diesem Modell ist der Holzhausenschule sehr daran gelegen, durch eine zwischenstaatliche Vereinbarung zwischen dem griechischen Erziehungsministerium und dem Kultusministerium Hessen das Programm zu konsolidieren und zu verstetigen.
Die Verhandlungen darüber müssten von den beiden Bildungsbehörden aufgenommen werden.
Personelle Beteiligung des Landes Hessen
In Anbetracht der Tatsache, dass der griechische Staat bis jetzt erhebliche finanzielle Vorleistungen erbracht hat bei der Zweisprachigkeits-Förderung sowie in Anbetracht der Tatsache, dass zwischenzeitlich auch hessische Grundschullehrkräfte griechischer Herkunft personell zur Verfügung stehen, wäre es aus Sicht der Holzhausenschule an der Zeit, dass das Land Hessen das Zweisprachigkeitsmodell mehr als nur symbolisch unterstützt. Eine diesbezügliche Regelung, auch in personeller Hinsicht, müsste Bestandteil der zwischenstaatlichen Vereinbarung sein.
Weiterführende Schulen
Nach Abschluss der vierjährigen Grundschulzeit sollte gewährleistet sein, dass die Schülerinnen und Schüler ein Angebot an einer weiterführenden Schule erhalten, das auf den erworbenen Sprachkenntnissen aufbaut (Griechisch als 2. Fremdsprache).
Holzhausenschule 27.3.2014
Reyher, Rektor